Agoraphobie

Bedeutung in der gesetzlichen Unfallversicherung
Soweit mir bekannt, gibt es in der Rechtsprechung wenige Entscheidungen. Die Entscheidung des LSG Sachsen-Anhalt L 6 U 32/16 vom 26.09.2019, in der der objektive Kausalzusammenhang zwischen einem Unfall und einer Agoraphobie bestätigt worden ist. Diese Entscheidung überzeugt aber in der Begründung nicht, was den Vollbeweis der Agoraphobie und die Prüfung des aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstands des Kausalzusammenhangs angeht. Den vom BSG geforderten "Standards" folgt die Entscheidungen des Landessozialgericht Baden-Württemberg L 3 U 3108/17 vom 11.07.2018.

ICD 10 - Diagnose-Kriterien
               
F40   Phobische Störungen
Eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird. In der Folge werden diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen. Die Befürchtungen des Patienten können sich auf Einzelsymptome wie Herzklopfen oder Schwächegefühl beziehen, häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden. Allein die Vorstellung, daß die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist schon Erwartungsangst. Phobische Angst tritt häufig gleichzeitig mit Depression auf. Ob zwei Diagnosen, phobische Störung und depressive Episode, erforderlich sind, richtet sich nach dem zeitlichen Verlauf beider Zustandsbilder und nach therapeutischen Erwägungen zum Zeitpunkt der Konsultation.
F40.0   Agoraphobie
    Eine relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen. Eine Panikstörung kommt als häufiges Merkmal bei gegenwärtigen oder zurückliegenden Episoden vor. Depressive und zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien sind als zusätzliche Merkmale gleichfalls häufig vorhanden. Die Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund, und einige Agoraphobiker erleben nur wenig Angst, da sie die phobischen Situationen meiden können.

ICD 11 - Definitionicd.who.int

Foundation Id : http://id.who.int/icd/entity/530592394
6B02 Agoraphobia
Parent
 
Description
Agoraphobia is characterized by marked and excessive fear or anxiety that occurs in response to multiple situations where escape might be difficult or help might not be available, such as using public transportation, being in crowds, being outside the home alone (e.g., in shops, theatres, standing in line). The individual is consistently anxious about these situations due to a fear of specific negative outcomes (e.g., panic attacks, other incapacitating or embarrassing physical symptoms). The situations are actively avoided, entered only under specific circumstances such as in the presence of a trusted companion, or endured with intense fear or anxiety. The symptoms persist for least several months, and are sufficiently severe to result in significant distress or significant impairment in personal, family, social, educational, occupational, or other important areas of functioning.

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Unautorisierte Übersetzung

Agoraphobie zeichnet sich durch ausgeprägte und übermäßige Furcht oder Angst aus, die als Reaktion auf Situationen auftritt, in denen Flucht schwierig sein könnte oder Hilfe nicht zur Verfügung stehen könnte, z. B. bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, dem Aufenthalt in Menschenmengen,  außerhalb des Zuhauses (z. B. in Geschäften, im Theater, Schlange stehen). Das Individuum ist ständig besorgt über diese Situation aufgrund der Furcht vor bestimmten negativen Folgen (z. B. Panikattacken, anderen behindernden oder peinlichen körperlichen Symptomen). Die Situationen werden aktiv vermieden, nur unter bestimmten Umständen, z. B. bei Anwesenheit eines vertrauten Begleiters,  oder mit intensiver Furcht oder Angst ertragen. Die Symptome bleiben mindestens einige Monate bestehen und sind so stark, dass sie zu erheblichen Belastungen oder erheblichen Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen führen.

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